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haben keine Heimat mehr..." >
Manuskript zum ESSAY: | Programm Programm |
"Wir
haben keine Heimat mehr..." komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy in
der Vertonung eines Verses des Dichters Hoffmann von Fallerleben elegisch aus.
Ohne erahnen zu können, dass man auch ihm die Verwurzelung von Angedenken
und Musik in der Heimat Deutschland aus antisemitischen Beweggründen nachhaltig
abzusprechen versuchte. Wie wäre das auch möglich gewesen, fühlte
Mendelssohn sich Zeit seines Lebens doch als Deutscher und Christ protestantischer
Konfession. Dennoch nahm man ihm nun jene Heimat, für welche er sich im Jahre
1832 in einem Schreiben an seinen Lehrherrn Karl-Friedrich Zelter unmissverständlich
ausgesprochen hatte. "Denn wie ich jetzt nach alle den Schönheiten,
die ich in Italien und der Schweiz genossen hatte,(...) wieder nach Deutschland
kam, (...), da merkte ich, daß ich ein Deutscher sey und in Deutschland
wohnen wolle...." Die Vertreibung Mendelssohns
aus dem deutschen Musikleben schliesslich war ein Prozess, welcher sich von 1850
über Jahrzehnte hinweg nachhaltig vollzog. Erst zu Beginn der neunziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts kann man von einer breiter getragenen Gegenbewegung
sprechen, welche bestrebt ist, das Ansehen Mendelssohns zu rehabilitieren, ihn
wieder in den deutschen Musikolymp aufzunehmen, ihm schliesslich die verlorene
Heimat wiederzugeben, welche ihn 150 Jahre lang "nirgend mehr haben wollte". |